„Ferienzeit ist Baustellenzeit“ heißt es nicht ohne Grund. Zur Stauvermeidung werden Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen häufig dann ausgeführt, wenn die Straßen weniger stark befahren sind. So auch bei der Fahrbahnsanierung der 932 Meter langen Rudolf-Wissell-Brücke, die 1961 als Teil der Berliner Stadtautobahn BAB A 100 gebaut wurde. Nachdem 2017 bereits die Fahrbahn in nördlicher Fahrtrichtung mit einem neuen Belag ausgestattet wurde, war im Sommer 2018 die Südfahrbahn an der Reihe. Der Startschuss für die Maßnahme fiel jedoch erst nach dem ersten Ferienwochenende. „Wir wollten den Berlinerinnen und Berlinern einen reibungslosen Start in den Sommerurlaub ermöglichen“, erklärt Wolfgang Pilz, Projektleiter bei der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (DEGES), die die Maßnahme als Bauherr verantwortet. „Ziel war es zudem, die Arbeiten vor dem Rückreiseverkehr zum Ferienende abzuschließen“, so Pilz.
Bevor die Asphaltfräsen anrücken konnten, musste zunächst die neue Verkehrsführung eingerichtet und das Baufeld fachgerecht gesichert werden. Dabei setzte die mit den Sanierungsarbeiten beauftragte Arbeitsgemeinschaft auf die Expertise des Kompetenz-Centers für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Berlin unter der Leitung von Frank Einsporn. In Vorbereitung auf die erste Bauphase realisierten die Verkehrssicherer im Schutz zweier nächtlicher Sperrungen eine sogenannte 3+1-Verkehrsführung. Dabei standen dem Verkehr in beiden Richtungen noch zwei von ursprünglich drei Fahrstreifen zur Verfügung. Eine Spur in Richtung Süden wurde jedoch auf die Fahrbahn Nord übergeleitet, um Platz für die Bauarbeiten zu schaffen.
Dazu verschwenkte das Verkehrssicherungsteam von Zeppelin Rental um Bauleiter Steffen Jäniche die einzelnen Fahrstreifen vor und nach der Brücke mithilfe von insgesamt sechs Kilometer hochwertiger, selbstklebender Markierungsfolie. Auf der Brücke selbst trennten die Verkehrssicherer die entgegengesetzten Richtungsfahrbahnen der 3+1-Verkehrsführung mithilfe eines Stahl/Beton-Schutzwandsystems voneinander ab, um Fahrzeugdurchbrüche auf die Gegenfahrbahn zu verhindern. „Im Notfall müssen Einsatzkräfte wie Polizei und Rettungswagen das Wandsystem jedoch durchqueren können. Dafür wurden in Absprache mit der zuständigen Verkehrsbehörde Notöffnungen integriert“, erklärt Jäniche. Unter Vollsperrung wurde in der Folgenacht auch der verbleibende Fahrstreifen auf der Fahrbahn Süd eingerichtet und mithilfe des mobilen Schutzwandsystems vom Baufeld abgegrenzt.
Bei der Sanierung der Südfahrbahn kam, wie bereits 2017, das sogenannte HANV-Verfahren zum Einsatz, das eine schnelle Verarbeitung der eingesetzten Produkte zulässt. Die Abkürzung steht dabei für „Hohlraumreiches Asphaltgerüst mit nachträglicher Verfüllung“ und beschreibt bereits das Grundprinzip dieser Methode. Im ersten Schritt bauten die Argepartner dabei eine Asphaltschicht mit einem definierten Hohlraumgehalt direkt auf das Betongerüst der Brücke ein. Die Hohlräume wurden anschließend bei einer Asphalttemperatur von maximal 60 Grad mit einem speziellen Kunststoff verfüllt. Die Versiegelung soll verhindern, dass erneut Wasser in den Beton eindringen und dadurch Schlaglöcher verursachen kann. Nachfolgend erfolgte der Einbau einer Gussasphalt-Zwischenschicht zum Höhenausgleich. Den Schluss bildet eine Deckschicht ebenfalls aus Gussasphalt.
In Vorbereitung auf die Sanierung des letzten Drittels der Fahrbahn Süd in der zweiten Bauphase rückten erneut die Verkehrssicherer an. In einer weiteren nächtlichen Sperrung wurde der verbleibende Fahrstreifen der 3+1-Verkehrsführung auf den bereits sanierten Teil gelegt und erneut mit Schutzwänden vom Baufeld abgetrennt. Nach Abschluss der Baumaßnahme innerhalb von nur fünf Wochen konnte die temporäre Verkehrsführung in zwei letzten nächtlichen Sperrungen zurückgebaut und die Brücke pünktlich zum Rückreiseverkehr wieder freigegeben werden.
Eine Videoreportage zur Einrichtung der Verkehrsführung finden Sie hier!