Das Kernstück der Baumaßnahme ist die Verlegung der Grunerstraße. Dazu kommt die Neugestaltung des Verkehrsknotenpunkts zwischen Gruner-, Stralauer und Spandauer Straße sowie dem Mühlendamm, der künftig über eine Kurve verläuft und mit intelligenten Lichtsignalanlagen gesteuert wird. Entsprechend heutigen Standards räumt das Konzept dem Fuß- und Radverkehr mehr Platz ein und schafft die Fläche für eine künftige Straßenbahntrasse. Durch den Bau beziehungsweise die Verlängerung von Quartiersstraßen entsteht zusätzlich Raum für Wohnungen, Gewerbe, Freiflächen und Kultur. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Baustelle befinden sich das Rote Rathaus, das Alte Stadtschloss, das Alte und Neue Stadthaus, das Palais Schwerin, das Nikolaiviertel und der Alexanderplatz mit seinem markanten Fernsehturm. Der Umbau soll die Gebäude aufwerten und dem Molkenmarkt seinen ursprünglichen Charme zurückgeben.
Von dem historischen Stadtplatz ist im Moment noch nicht viel zu erkennen. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde der Molkenmarkt nicht in seiner früheren Form aufgebaut, sondern eine wichtige Ost-West-Verbindung für den motorisierten Verkehr. Bis heute dient er als reine Verkehrsfläche. Dementsprechend hoch sind das Verkehrsaufkommen und die Anforderungen an die Verkehrssicherung während der Umgestaltung. „Mit einer Baufeldfläche von 20.000 Quadratmetern und vier Hauptverkehrsströmen steht die Baustelle in zentraler Lage im besonderen Fokus der Öffentlichkeit“, sagt Heiko Stark, der verantwortliche Bauleiter der STRABAG-Gruppe Straßen- und Asphaltbau in Berlin. „Zeppelin Rental ist aufgrund der Größe und Organisation des Unternehmens für uns der richtige Partner für eine Maßnahme dieser Größenordnung“, erklärt Stark.
Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und Anlieger treffen die Straßenbauarbeiten am Molkenmarkt in unterschiedlicher Weise und sind dementsprechend zu berücksichtigen. Außerdem grenzen zahlreiche Behörden direkt an die Baustelle an und stellen besondere Anforderungen bezüglich Erreichbarkeit und Sicherheit. Erschwerend kommt hinzu, dass in unmittelbarer Nähe viele weitere Großbaustellen liegen. All diese Faktoren müssen sich im Konzept für die Baustellen- und Verkehrssicherung wiederfinden. „Die Planung der Verkehrsführung und das Zeichnen der Verkehrspläne ist die größte Herausforderung“, sagt Steffen Jäniche, Technischer Leiter am Kompetenz-Center für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Berlin.
Dass die Spurführung im Baustellenbereich auf bereits bestehende und neue Straßen verlegt wird, macht die Planung nicht leichter. Auch die Richtlinien für die Sicherung von Arbeitsstellen an Straßen (RSA) und die Straßenverkehrsordnung (StVO) werden sorgfältig eingearbeitet und umgesetzt. Selbst im dritten Baustellenjahr wird noch immer an dem Konzept gefeilt, denn eine Planung nach Schema F funktioniert für die dynamische Baustelle mitten in der Stadt nicht. „Wir planen immer von einer Bauphase zur nächsten“, erklärt Jäniche.
Die Baustelle erfordert von allen Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität. „Sobald wir vom Kunden die Benachrichtigung erhalten, dass er ein neues Baufeld eröffnen möchte, machen wir uns an die Planung und stimmen unser Konzept mit den Behörden ab“, schildert Jäniche das Vorgehen. Mehr als 30 Bauphasen sind für die Umgestaltung des Molkenmarkts vorgesehen. Für jede Phase ist mindestens eine Umstellung notwendig. Im Schnitt wird laut Jäniche alle drei Monate ein größeres Baufeld eröffnet, sodass es einer umfangreichen Neueinrichtung bedarf. Wenn das Konzept steht, nimmt ein zwölfköpfiges Team bei fließendem Verkehr die Umstellung vor. „Der Umbau muss zügig abgeschlossen werden, um keine Gefahrenstellen zu schaffen“, betont Jäniche. Mit der Planung und Einrichtung ist es nicht getan: Täglich unternimmt das Team zwei Kontrollfahrten durch die Baustelle und führt je nach Bedarf Wartungsarbeiten durch.
Wegen der regelmäßigen Umstellungen schwanken die Angaben des Equipments auf der Baustelle. Im Moment sind 1800 Meter Absperrschrankengitter, 300 Meter transportable Schutzeinrichtung und 150 Meter Schrammbord mit Handlauf gesetzt. Dass auf der innerstädtischen Baustelle transportable Schutzwände beziehungsweise Leitwände errichtet wurden, sei außergewöhnlich, sagt Jäniche. „Aus Platzgründen haben wir uns zur Abtrennung der Fahrspuren für Leitwände entschieden“, erklärt er die maßgeschneiderte Lösung. Zudem wurden 600 Meter Bauzaun, 500 Leitbaken und zwei große Bauinformationstafeln aufgestellt. Auf der Fahrbahn befinden sich zurzeit 6000 Meter Markierungsfolie und knapp 100 Bus-, Rad- und Pfeilmarkierungen. 300 Warnlampen, 180 temporäre Verkehrszeichen, 50 Verkehrslenkungszeichen und acht Auskreuzvorrichtungen ergänzen die Verkehrssicherung.
Ein wichtiger Bestandteil der Verkehrssicherung ist die Lichtsignalanlage, die den motorisierten Verkehr, Radfahrer und Fußgänger steuert. „Die Ampelanlage ist nicht sonderlich kompliziert, aber sehr umfangreich“, betont Jäniche. Für die Anlage wurden 3500 Meter Kabel verlegt, 34 temporäre Stütz-, Normal- und Auslegermasten aufgestellt sowie 42 Signalgeber montiert. Das Steuergerät verfügt über 32 Signalgruppen.
Bereits während der Bauphase haben Fahrradfahrer freie Fahrt. Denn es gilt das Berliner Mobilitätsgesetz zu beachten. Das Gesetz sichert eine klimafreundliche, rücksichtsvolle und vom Auto unabhängige Mobilität. Schon heute sei die Verkehrsführung am Molkenmarkt für Radfahrer deutlich besser und inklusiver als zuvor, sagt Jäniche. Um dies zu erreichen, wird der Fahrradverkehr bei der Planung priorisiert und eng mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde zusammengearbeitet. In Einbahnstraßen werden beispielsweise bauliche Trennungen vorgenommen, sodass Radfahrer gefahrlos in beiden Fahrrichtungen unterwegs sein können. „Der Radverkehr ist deutlich weniger von der Baustelle betroffen als der motorisierte Verkehr“, sagt Jäniche.
Aber auch Fußgänger werden besonders berücksichtigt. Hier spielt erneut die zentrale Lage der Baustelle eine Rolle, denn den Molkenmarkt passieren nicht nur Anwohner, sondern auch etliche Reisegruppen. Für die Passanten wurden gesicherte Fußwege geschaffen und die Lichtsignalanlagen mit Blindensignalgebern versehen. Außerdem sind die Fußgängerwege mit zwei Metern doppelt so breit wie an anderen Baustellen. „Mit den breiteren Gehwegen reagieren wir auf die hohe Besucherfrequenz“, erklärt Jäniche.
Die Umgestaltung des Molkenmarkts wird Berlins Stadtbild nachhaltig verändern. „Als Berliner macht es mich stolz, bei einem so wichtigen Projekt mit dabei zu sein“, sagt Jäniche. „Aber auch für Zeppelin Rental ist es ein prestigeträchtiges Projekt. Wir sind mitten in der Stadt präsent und können unsere Lösungen einbringen.“ Der Austausch und die Kooperation mit Kunden und Behörden ist laut Jäniche ausgesprochen gut. Die Projektarbeit sei von einer partnerschaftlichen Atmosphäre geprägt und alle Ansprechpartner stehen jederzeit zur Verfügung, lobt auch Stark die bisherige Zusammenarbeit. Aber auch die Qualität der Leistungen überzeugen den Projektleiter der STRABAG AG: „Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung immer zuverlässig und termingetreu. Herausforderungen werden gemeinsam erörtert und gelöst.“