Die Ampel steht auf Rot, ganz automatisch schließt sich die rot-weiß gestreifte Schranke und hindert den langsam heranrollenden LKW an der Weiterfahrt auf der A40 in Richtung Venlo. Statt geradeaus geht es für ihn auf direktem Weg auf eine Ausweichfläche. Diese Kette wird immer dann automatisch ausgelöst, wenn ein LKW das zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen oder die zulässige Achslast von 11,5 Tonnen überschreitet. An einem durchschnittlichen Werktag ist das aktuell zirka einhundert Mal der Fall.
„Die A40-Rheinbrücke bei Duisburg wird täglich von rund 100.000 Fahrzeugen genutzt. Eine Überquerung durch überladene Lastwagen führt zu einer Überbeanspruchung der ohnehin baufälligen Brücke. Ein Ersatzneubau ist geplant, aber bis dieser abgeschlossen sein wird, müssen wir sicherstellen, dass die Brücke keinen weiteren Schaden nimmt. Die Nutzung der Brücke durch rechtswidrig überladene LKW wird deshalb unterbunden“, erklärt Peter Belusa, Abteilungsleiter der Straßen.NRW-Autobahnniederlassung Krefeld die Hintergründe. Zur Verlängerung der Lebenszeit der Brücke beauftragte Straßen.NRW das Kompetenz-Center für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Dorsten mit der Einrichtung einer LKW-Wiegeanlage in Fahrtrichtung Venlo.
Kaum sichtbar sind die zwei Sensoren der Waage über beide zur Verfügung stehenden Hauptfahrspuren in den Asphalt eingelassen. Während der Durchfahrt mit einer Geschwindigkeit von 40 km/h erfassen die Sensoren die einzelnen Achslasten sowie das Gesamtgewicht der Fahrzeuge. Teil der dynamischen Verwiegung – im Fachjargon auch als Weigh-In-Motion-System bezeichnet – ist die automatische Ausleitung. Um überladene LKW zielsicher aus dem fließenden Verkehr zu ziehen, wurden Hochleistungskameras und mehrere Scanner installiert. Ein Scanner bei der Waage vermisst zu schwere LKW in Größe und Höhe und erstellt ein digitales Modell, ein zweiter Scanner ein Stück weiter sucht nach demselben Fahrzeug. Wird es detektiert, schaltet eine Ampel über der LKW-Fahrspur auf Rot, vollautomatisch schließt sich eine Schranke vor dem LKW während sich rechts davon eine weitere Schranke öffnet und der LKW mithilfe von LED-Anzeigen auf eine Ausweichfläche geleitet wird. Dort werden Gesamtgewicht und Achslasten rechtskräftig von der Polizei nachgewogen. Der PKW-Verkehr auf dem linken Fahrstreifen rollt dabei ungehindert weiter Richtung Brücke.
„Im Fokus der intelligenten Wiegeanlage steht neben dem Schutz der Brücke die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer“, betont Frank Lemm, Leiter des Kompetenz-Centers für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental. Um Auffahrunfälle im Fall einer gemeldeten Überladung zu verhindern, werden nachfolgende LKW auf der Schwerverkehrsspur mithilfe von LED-Wechselverkehrszeichen vor der vor ihnen liegenden, temporären Sperrung ihres Fahrstreifens gewarnt. Im Grundzustand spiegeln die LED-Tafeln die Verkehrsführung wider. „Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig die zuverlässige Datenübertragung zwischen den einzelnen Bestandteilen der Wiegeanlage ist“, so Lemm.
Sämtliche Signale laufen in einem durch einen Container vor Wind und Wetter geschützten Rechenzentrum vor Ort zusammen. Bei der Umsetzung der LKW-Waage konnte Zeppelin Rental aus seinem breitgefächerten Portfolio schöpfen. Nicht nur Technik und Equipment sind in Containern aus dem eigenen Mietpark untergebracht, sondern auch das Personal vor Ort. Zudem übernimmt das Unternehmen die Sicherheits- und Gesundheitskoordination und griff beim Einrichten der Stromversorgung auf die Kompetenzen im eigenen Haus zurück.
Um konsequent gegen Gewichtsüberschreitungen vorzugehen und auch überladene LKW abzufangen, die versuchen, die Anlage zu umfahren, oder von der Anschlussstelle Duisburg-Häfen kommen, wurde eine zweite LKW-Waage auf der Zuleitungsspur eingerichtet. „Überladene LKW sind ein ernstzunehmendes Problem. Oft bringen sie statt 40 beinahe 60 Tonnen auf die Waage und schädigen damit die Infrastruktur. Für den nachhaltigen Schutz von Brückenbauwerken sowie Straßen im Allgemeinen haben automatische Wiegeanlagen großes Potenzial“, resümiert Peter Belusa von Straßen.NRW.