Mit dem Beginn der Arbeiten stehen dem Verkehr in Richtung Göttingen und Leipzig noch bis voraussichtlich Dezember 2024 nur drei Spuren zur Verfügung. Mit Hilfe der halbautomatisierten Anlage wird die mittlere Fahrbahn zweimal in der Woche gewechselt und für die Fahrtrichtung mit dem höheren Verkehrsaufkommen freigegeben. Das sorgt dafür, dass sowohl der Verkehr als auch die notwendigen Sanierungsarbeiten stets reibungslos verlaufen. Die Einrichtung und den Betrieb der Wechselverkehrsführung übernimmt das Team des Kompetenz-Centers für Baustellen- und Verkehrssicherung von Zeppelin Rental in Halle. Zu den Verkehrssicherungsmaßnahmen gehören unter anderem die Planung der Überkopfbeschilderung, das Einrichten der mobilen Stauwarnanlagen mit LED-Anzeigen sowie die bauliche Trennung der mittleren Verkehrsspur mit Schranken und Weichen. Gesteuert werden die Verkehrsströme mit der Software „Zeppelin Gateway“.
Lars Köhler, Bauleiter für Baustellen- und Verkehrssicherung bei Zeppelin Rental, koordinierte alle vorbereitenden Maßnahmen bis zur Errichtung der Wechselverkehrsführung. Dazu zählten unter anderem das Ausmessen der Strecke, die Dokumentation der Bestandsbeschilderung sowie die Planung und Festlegung der Standorte für die Verkehrszeichen und temporären Aufstellvorrichtungen im Verkehrszeichenplan. „Die Zeit von Beginn der ersten Begehungen vor Ort über die Planung und Start aller Maßnahmen war ein spannender Weg, der gespickt mit Teilerfolgen und Herausforderungen war“, sagt Lars Köhler. Zum Glück gab es tatkräftige Unterstützung von dem Kompetenz-Center für Baustellen- und Verkehrssicherung in Dorsten und dem Kompetenz-Center für Verkehrstelematik in Köln. Die standortübergreifende Zusammenarbeit war sehr eng und erfolgreich. Die beiden Teams aus Dorsten und Köln stellten nicht nur die gesamte Technik für die Anlage, sondern brachten auch das nötige Know-how und die Erfahrung mit, da sie in der Vergangenheit bereits mehrfach solche Anlagen auf Deutschlands Autobahnen einrichteten und betreuten.
Seit diesem Jahr gehört Zeppelin Rental dem Bundesverband Verkehrssicherheitstechnik e.V. (BVST) an und bringt seine Expertise aus der Baustellen- und Verkehrssicherung ein. Der erfahrene Vermiet- und Baulogistikdienstleister lenkt im Rahmen seiner Mitgliedschaft den Fokus auf innovative und digitale Verkehrslösungen wie der Wechselverkehrsführung auf der A38. „Ich freue mich sehr, dass mit Zeppelin Rental ein großer Player im Bereich temporäre Infrastruktur, Baulogistik und Vermietung unserem Bundesverband beigetreten ist“, sagt Gerrit Palm, Vorstandsvorsitzender des BVST nach dem Beitritt von Zeppelin Rental in den Verband.
Der BVST und Zeppelin Rental verfolgen die gleichen Ziele: mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden, weniger CO2-Emissionen und weniger Kosten dank einer sachgerechten Anwendung der Verkehrssicherheitstechnik. „Wir sind stolz, dass wir seit Ende Januar auch Mitglied des BVST sind. In dem Verband werden wir in Zukunft eng mit Expertinnen und Experten aus Technik, Wissenschaft, Wirtschaft sowie Behörden zusammenarbeiten und unsere langjährige Erfahrung aus der Baustellen- und Verkehrssicherung teilen“, sagt Stephan Bäumler, Geschäftsbereichsleiter Baustellen- und Verkehrssicherung bei Zeppelin Rental.
Temporäre Verkehrszeichenbrücken und Ausleger benötigen einen stabilen Untergrund: Damit die mobilen Aufstellsysteme für die Überkopfbeschilderung standsicher errichtet werden konnten, waren in den Seitenstreifen Erdarbeiten nötig. Die intelligente Verkehrslösung besteht aus insgesamt vier temporären Verkehrszeichenbrücken und fünf Auslegern, an die unter anderem LED-Anzeigetafeln und Verkehrszeichen angebracht werden. Um die drei Fahrspuren baulich voneinander zu trennen, wurden insgesamt 20.000 Meter temporäre Schutzeinrichtungen aufgebaut. Für die Markierung der Fahrspuren wurden auf der knapp 10 Kilometer langen Strecke 23.000 Meter Gelbfolie verlegt.
Bereits Mitte Januar starteten die umfangreichen Planungsarbeiten. Nach einer vierwöchigen Aufbauzeit wurde die Wechselverkehrsführung – wie von Zeppelin Rental geplant – von der Verkehrsbehörde genehmigt und Anfang April in Betrieb genommen. Die Wechselverkehrsführung auf der A38 bei Lützen erfolgt nicht komplett automatisiert; Mitarbeitende von Zeppelin Rental kontrollieren die Vorgänge und leiten jeweils die nächste Phase ein. „Der Mensch behält die Kontrolle und gibt der Technik die Befehle, um die Fahrbahnen entsprechend zu wechseln“, betont Lars Köhler. Er kann jederzeit den Zustand der Anlage online überprüfen. Bevor eine neue Phase eingeleitet wird, stimmt sich der Monteur an der Anlage mit dem zuständigen Operator von Zeppelin Rental ab. Zudem sind auch enge Absprachen mit den Kolleginnen und Kollegen der regionalen Verkehrs-Management-Zentrale (VMZ) notwendig. „Bei der VMZ in Halle laufen alle Fäden zusammen. Sie wird auch von der Polizei informiert, sollte auf der Strecke ein Unfall oder eine Störung gemeldet werden“, erklärt Lars Köhler. Erst wenn alle Abstimmungen erfolgt sind, werden in „Zeppelin Gateway“ die entsprechenden Befehle für den Wechsel eingegeben.
Die A38, die südlich von Leipzig Richtung Göttingen und Kassel führt, ist eine typische Pendlerstrecke. Aufgrund der gemessenen Verkehrsströme wurde beschlossen, die Fahrtrichtung der mittleren Spur zweimal in der Woche zu ändern. Mittwochs zwischen 11 und 13 Uhr wird die mittlere Spur für den Verkehr Richtung Leipzig freigegeben, samstags zwischen 17 und 19 Uhr erhält der Verkehr Richtung Göttingen zwei Spuren. Die Phase des Wechsels dauert circa 45 Minuten, danach kann die mittlere Spur wieder befahren werden.
Der Richtungswechsel wird mittels der LED-Verkehrszeichen an der Überkopfbeschilderung eingeleitet, die allen Verkehrsteilnehmenden anzeigt, dass sie die Spur frei machen sollen. Dazu blinken die LED-Anzeigen erst gelb, dann erscheint ein rotes Kreuz. Damit ist die Wechselspur für den Verkehr gesperrt. Sobald der Verkehr von der mittleren Spur abgeleitet ist, schließen sich die beleuchteten Schranken. Der Monteur fährt dann die gesamte Strecke ab und prüft, ob die Strecke frei ist. Erst dann gibt er dem Operator das Signal, dass er die Weichen umstellen kann.
Die 54 Meter langen Weichen aus Stahl sind mit Rollen versehen; sie werden hydraulisch und elektrisch angehoben und schieben sich dann über die Fahrbahn. Die Weichen sorgen für die bauliche Trennung der Wechselspur, sodass der Verkehr auf den Gegenfahrbahnen sicher vonstattengehen kann. Danach öffnen sich die Schranken für den Verkehr. In der aktuellen Betriebsphase sind zwei Mitarbeiter von Zeppelin Rental für die Überwachung und Steuerung der Wechselverkehrsführung zuständig. Nicht nur bei dem Umstellen der Anlage ist das Team von Zeppelin Rental vor Ort: Dreimal täglich kontrolliert ein Monteur zusätzlich die Strecke. Er prüft beispielsweise, ob die Baken richtig stehen oder ob sich Gelbfolie von der Fahrbahn löst.
Die Bauarbeiten sollen spätestens im Dezember abgeschlossen sein. „Das ist auch insofern wichtig, weil die komplette Stromversorgung über Solarpanels läuft. Diese haben zwar einen Speicher, aber es ist trotzdem besser, wenn die Sonne scheint“, erläutert Lars Köhler. Sollte die natürliche Energiequelle für die Stromversorgung nicht ausreichen, stehen zudem Stromaggregate vor Ort zur Verfügung. Verläuft alles planmäßig, werden Lars Köhler und sein Team den Rückbau der Anlage bereits im Oktober angehen. Die Sanierungsmaßnahmen der Südharzautobahn werden allerdings an anderer Stelle fortgeführt. Denn der Autobahnabschnitt bei Lützen ist erst der erste von vier Bauabschnitten der A38, der saniert wird. Dank der halbautomatisierten Wechselverkehrsführung aber zumindest ohne große Staus für die Pendler auf dieser Strecke.